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Histaminintoleranz ist definiert als die „vermehrte bzw. verlängerte Wirkung von Histamin durch Missverhältnis zwischen Abbau und Zufuhr von Histamin“. Histaminintoleranz ist mit 1-5% Betroffenen in Deutschland eine relativ häufige Erkrankung die vorwiegend Frauen betrifft (ca. 80% der Erkrankten). .


Was ist Histamin und was bewirkt es?

Histamin dient im tierischen und menschlichen Körper als Gewebshormon und auch als Neurotransmitter, kommt aber auch natürlich in Pflanzen und Bakterien vor. Histamin wird über Abspaltung von Kohlenstoff mittels der L-Histidin-Decarboxylase aus Histidin gebildet. Histidin ist eine Aminosäure, das vor allem in proteinreichen Nahrungsmitteln vorkommt.

Im Körper kommt Histamin sowohl intrazellulär in Mastzellen und basophilen Granulozyten, als auch extrazellulär vor. Histamin erfüllt sehr wichtige Aufgaben im Organismus, daher gibt es auch in allen Organsystemen Histamin-Rezeptoren. Zum einen sorgt er für Vasodilatation (Weitung) der Gefäße, welches sich bei erhöhtem Spiegel in Kopfschmerzen, Schwindel im zentralen Nervensystem, am Herzen anhand von Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen bis zum Extremfall der Anaphylaxie äußern kann. Zum anderen fördert es die Durchlässigkeit der Endothelzellen um im Falle einer Immunantwort vermehrt weiße Blutkörperchen an Ort und Stelle zu locken.

Dies kann insbesondere auf der Haut zur Urticaria (Nesselsucht) oder in der Lunge zur Atemnot führen. Um solch einen erhöhten Histaminspiegel zu vermeiden, bildet der Körper verschiedene Enzyme um Histamin abzubauen. Das bekannteste stellt dabei die Diaminoxidase (DAO) dar, die extrazelluläres Histamin abbaut. Intrazellulär wird Histamin über die Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) abgebaut.

Natürliche Quellen von Histamin

Eine stark beeinflussbare Zufuhr von Histamin stellen dabei Lebensmittel dar. Viele Lebensmittel haben natürlicherweise einen hohen Histamingehalt (Spinat, Rucola, Tomaten, verschiedene Fischsorten), bei anderen wird über die Zeit durch bakterielle Fermentation Histamin gebildet. Generell gilt der Merksatz: je länger gelagert, desto höher der Histamingehalt des Lebensmittels, da mit der Zeit immer mehr Histidin in Histamin umgewandelt wird. Alkoholische Getränke, Gepökeltes, Sauer Eingelegtes, Sauerkraut, Salami, alter Käse, gereiftes Obst, Bananen, Konserveninhalte stellen dabei bedeutende Histaminquellen dar.

Eine besondere Stellung nimmt dabei Rotwein ein, da es zum einen sehr histaminhaltig ist, zum anderen gleichzeitig die Aktivität der DAO hemmt. Ebenso können verschiedene Medikamente wie Muskelrelaxantien, Opiate und Röntgenkontrastmittel zur Freisetzung von Histamin oder Hemmung der DAO führen (z.B. Pentamidin, Morphin). Liste Medikamente DAO Blocker; Liste Medikamente Histamin Freisetzung

Neben histaminhaltigen Lebensmitteln gibt es auch Lebensmittel die Histaminliberatoren sind, also für die endogene Freisetzung von Histamin sorgen. Dazu zählen u.a. Erdbeeren, Ananas, Papaya, Zitrusfrüchte, Scharfe Gewürze, Kakao und Lakritz.

Doch die orale Zufuhr über Nahrungsmittel stellt anteilig nur maximal 20 % einer Belastung mit Histamin. Ein erhöhter Histaminspiegel kann auch vom Organismus selbst herrühren. Insbesondere Allergien (Pollen, Hausstaub, Schimmelpilze, Acrylate aus Lacken und Farben, etc.) und Pseudoallergien (z.B. Nahrungsmittelzusatzstoffe und -farbstoffe) können zur Histaminfreisetzung aus Mastzellen führen, aber auch alle weiteren Immunologischen Reaktionen durch z.B. Infektionen und Parasitenbefall. Ebenso kann eine Mastozytose, eine Mastzellleukämie oder das sog. Mastzellaktivierungssyndrom als Ursache zählen und kann durch verschiedene Laborparameter ermittelt werden.

Therapie der Histaminintoleranz

Zur Diagnostik der Histaminintoleranz sollte die Aktivität der DAO im Heparin-Blut untersucht werden. Parallel wird dazu der Histamingehalt im Blut untersucht und nicht das Histamin im Stuhl, da im Stuhl vorhandene Bakterien durch Abbau und Aufbau von Histamin über die Zeit das Bild verfälschen können. Auch wird im Stuhl nicht der endogene Anteil an Histamin erfasst.

Die Überprüfung der Aktivität der DAO und nicht deren Menge ist insofern wichtig, da verschiedene Mangelzustände von Kupfer und Vitamin B6 zu einer Inaktivität des Enzyms führen, die Menge jedoch gleich bleibt. Es ist weiterhin zu beachten, dass eine erhöhte Substitution von Zink die Resorption von Kupfer über den Darm blockiert und so sekundär zu einer Histaminintoleranz führen kann.

Da die DAO zu ca. 50-70% im Darm gebildet wird, sollte ebenfalls nach entzündlichen Prozessen im Darm, sowie der Darmschleimhautintegrität diagnostisch geschaut werden.
In manchen Fällen besteht zusätzlich die Möglichkeit einer genetischen Disposition, die zu einer mangelnden Bildung der Enzyme führt. Dies kann im Labor ebenfalls nachgewiesen werden.

Diagnostik der Histaminintoleranz

Auch in diesem Fall steht die Beseitigung der Ursachen im Vordergrund. Rührt die Histaminintoleranz von einer erhöhten Zufuhr von Zink her, kann bereits eine verminderte Substitution von Zink zum Verschwinden der Symptome führen.
In der Praxis steht die Histaminintoleranz häufig im Zusammenhang mit einer gestörten Darmschleimhautintegrität und kann durch Aufbau des Darmes bei gleichzeitiger Karenz histaminhaltiger Lebensmittel therapiert werden.

Während der Therapie können Symptome gelindert werden durch Substitution von H1-Blocker – wie z.B. Daosin