Zöliakie (auch Sprue genannt) ist laut Definition die lebenslange, durch Gluten ausgelöste, autoimmun-bedingte Enteropathie, welche ausschließlich bei genetisch prädisponierten Personen auftritt. Dabei ist die Zöliakie nicht zu verwechseln mit der Weizen Allergie oder der Weizen-Sensitivität.
Was ist Gluten?
Gluten ist das Klebereiweiß im Getreide, dass z.B. dazu führt, dass Brötchen nach dem backen nicht auseinander bröseln. Das Gluten kann dabei noch weiter in seine Bestandteile aufgespalten werden, wobei die bedeutendste Fraktion die Prolamine sind.
Das bekannteste Prolamin ist das Gliadin aus dem Weizen, das zur Auslösung der Zöliakie herbeiführt. Prolamin ist sehr ähnlich mit dem Secalin aus Roggen und dem Hordein aus Gerste, weshalb es bei Verzehr ebenfalls zur Entstehung der Krankheit führen kann.
Was passiert wenn glutenhaltige Nahrungsmittel gegessen werden?
Vom Mund in den Magen, geht es weiter in den Dünndarm. Hier wird nun das Getreide über Enzyme der Bauchspeicheldrüse in kleinste Bestandteile (z.B. Glukose, Gliadin) gespalten, sodass diese die Dünndarmschleimhaut passieren und in die Blutbahn gelangen können. Während das Gliadin die Dünndarmschleimhaut passiert, trifft es im darunter liegenden Bindegewebe auf das Enzym Gewebetransglutaminase, welches das Gliadin deamidiert, also biochemisch verändert. Das mit der Gewebstransglutaminase besetzte Gliadin wird im Blut von Makrophagen (Fresszellen der weißen Blutkörperchen) gefressen und die Antigene auf spezifischen HLA-Moleküle (DQ2, DQ7, DQ8) präsentiert.
Anders formuliert wird das Gliadin und das körpereigene Enzym von den Makrophagen gefressen und beider Information über bestimmte Rezeptoren anderen weißen Blutkörperchen (T-Zellen) zur Schau gestellt. T-Zellen können diese Antigenpräsentation ablesen und es folgt eine Kaskade mit Bildung von Zytokinen (TNF-alpha, IFN-gamma), also entzündungsfördernden Stoffen. Neben der T-Zellantwort, entsteht ebenfalls eine B-Zellantwort, die zur Entstehung von Antikörpern führt. Dabei werden nicht nur Antikörper gegen das Gliadin selbst gebildet, sondern ebenfalls gegen die Gewebstransglutaminase und das Endomysium, in dem die Gewebstransglutaminase vorwiegend lokalisiert ist. Als Folge wird die Dünndarmschleimhaut angegriffen und kann zu schwerwiegenden Symptomen führen.
Doch warum entwickelt nun nicht jeder Mensch eine Zöliakie? Der Grund dafür liegt in der Genetik. Die Ausbildung der oben genannten HLA-Moleküle ist bei fast jedem Menschen individuell, gleiche HLA-Merkmale lassen sich nur bei eineiigen Zwillingen und Klonen feststellen. Betroffene Zöliakie-Patienten müssen zur Ausbildung die HLA-Moleküle DQ2, DQ7 und DQ8 besitzen, da sonst keine Antigenpräsentation des Gliadin und der Transglutaminase erfolgen kann und demnach keine Antikörper entsprechend entwickelt werden. Das bedeutet nur Träger dieser HLA-Moleküle können an einer genetischen Zöliakie erkranken.
Symptome der Zöliakie
Laut S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) gibt es kein klinisches Bild, das per se eine Zöliakie ausschließt. Das bedeutet, dass bei jeglicher klinischen Symptomatik ebenfalls an eine Zöliakie gedacht werden muss. Häufige Symptome finden sich überraschenderweise außerhalb des Darmes in Nasen-Nebenhöhlenentzündungen, als trockener Husten, in Migräne, Gewichtsverlust, Hautausschlägen, aber mitunter auch in Aborten und Infertilität. Darmassoziierte Probleme sind teilweise Diarrhoe, Flatulenzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit und Erbrechen.
Wie kann man eine Zöliakie Diagnostizieren?
Die Diagnostik einer Zöliakie erfolgt zunächst über den Nachweis von Transglutaminasen-Auto-Antikörper in der Stuhlprobe. Ebenfalls können Endomysium-Auto-Antikörper und Gliadin-Antikörper getestet werden. Sind diese positiv ist es zu empfehlen eine genetische Analyse auf die HLA-Moleküle DQ2, DQ7 und DQ8 durchzuführen.
Behandlung der Zöliakie
Die Diagnose einer Zöliakie bedeutet für den Betroffenen lebenslang strikte Karenz glutenhaltiger Nahrungsmittel, da bereits kleinste Mengen zu einer Entzündungsreaktion führen können. Glutenhaltige Lebensmittel sind: Weizen, Emmer, Urkorn, Kamut, Roggen, Dinkel, Gerste, Hafer, Bulgur
Das bedeutet, dass Pasta, Brot, Brötchen, Müsli, Kuchen, Kekse und auch Bier und Whiskey gemieden werden muss. Weiterhin sollte insbesondere in Fertigprodukten auf glutenhaltige Bindemittel geachtet werden, wie auch in verarbeiteten Produkten wie z.B. Grützwurst.
Weitere Lebensmittel finden Sie in der Liste Glutenhaltiger Lebensmittel